Im Schatten anderer, von der Staatengemeinschaft weitaus gravierender betrachteter, Konflikte scheint die Türkei ihren Kampf gegen das kurdische Volk massiv verstärken zu wollen. Angriffe auf Ziele im Nordirak im Laufe der letzten Wochen dürfte hier nur das Präludium darstellen. Die nächsten Aktionen werden sich wieder gegen Ziele in Syrien richten. Dass dies natürlich auch eine neuerliche völkerrechtswidrige Aggression gegen Syrien bedeutet, ist in den meisten Berichten nicht einmal mehr eine Erwähnung wert.
Bemerkenswerter und bedenklicher ist da schon die Tatsache, dass ein derartiger Angriff sich auch gegen eine Bevölkerungsgruppe richtet, welche in Syrien unter dem Schutz der USA, die dort ja selbst – ebenfalls natürlich völkerrechtswidrig – militärisch präsent sind, steht. Wie man auch am bereits traditionellen türkisch-griechischen Konflikt erkennen kann oder auch an den aktuellen Debatten mit und über Finnland und Schweden, scheinen derartige “Nebenkonflikte” zur Tagesordnung in der NATO zu gehören. Hauptsache, man ist sich bei den Hauptfeinden einig und stellt die Dominanz der USA nicht in Frage.
Wie immer sich die Lage auch entwickeln wird, Syrien und seine Menschen werden von dem sich selbst als “Allianz der Demokratien” gerierenden globalen Militärbündnis weiterhin als Objekte ihrer Macht- und Interessensspiele betrachtet und dementsprechend behandelt werden. Wie lange dieses Kartell noch dem Rest der Welt seinen Willen aufzwingen kann, ist eine spannende Frage. Im Globalen Süden regt sich inzwischen der Widerstand.
Der Artikel erschien erstmals als Newsletter von Fritz Edlinger (INTERNATIONAL – Zeitschrift für Internationale Politik).