Neue Enthüllungen um den albanischen Botschafter Fate Velaj in Wien werfen brisante Fragen zur österreichischen Außenpolitik auf. Wann wird der albanische Botschafter zur „persona non grata“ erklärt?
Nach dem „Sado-Maso“-Desaster
Das Image-Desaster rund um den berüchtigten „Sado-Maso“-Botschafter reißt nicht ab. Mittlerweile belagert die britische Boulevard-Presse die österreichische Residenz in Brüssel. Nun steht das Außenministerium erneut vor einem massiven Reputationsschaden.
Laut einem Insider des BMEIA wird fieberhaft versucht, die peinliche Sadomaso-Affäre glattzubügeln. Dabei kommt es auch zu gezielten Interventionen bei ausländischen Redaktionen. Ziel ist es, „den Spin aus der Sache zu nehmen“, wie es im internen Jargon heißt.
Hinter den Kulissen brodelt nun die nächste Affäre, der Fall Fate Velaj. Der amtierenden Botschafter Albaniens in Wien, wie Fass ohne Boden bereits mehrfach berichtete, mehren sich die Hinweise auf schwere Unregelmäßigkeiten im Umfeld des Diplomaten. Sowohl seine Vergangenheit als auch seine aktuelle Amtsführung werfen ernste Fragen auf, bis hin zu strafrechtlich relevanten Vorwürfen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
FPÖ fordert Aufklärung
Rund um die Bestellung Velajs zum Botschafter hatten bereits 2024 Medien wie Krone und Der Standard über Ungereimtheiten berichtet. Nun fordern Beobachter und erste Abgeordnete eine umfassende parlamentarische Aufarbeitung. Besonders die FPÖ verlangt vollständige Transparenz über die Rolle des Außenministeriums unter Alexander Schallenberg und dessen Nachfolgerin Meinl-Reisinger.
Fragwürdige Honorarkonsul-Ernennungen
Besonders prekär: Aktuell sorgt die Ernennung neuer Honorarkonsuln durch Velaj für Kopfschütteln. Aus diplomatischen Kreisen heißt es, es gebe Hinweise auf unrechtmäßige Einflussnahme. Bis zur Klärung dieser Vorwürfe fordern Diplomatenkenner ein sofortiges Aussetzen sämtlicher Ernennungen durch den Botschafter.
Albanische Antikorruptionsbehörde ermittelt
Die albanische Antikorruptionsbehörde SPAK soll laut übereinstimmenden Berichten Ermittlungen gegen Fate Velaj eingeleitet haben. Wie exxtra24 berichtet, gibt es Hinweise, dass der Botschafter in Wien möglicherweise Gelder aus Regierungskreisen oder der albanischen Politik über österreichische Bankkonten verwaltet haben könnte. Gefordert wird nun die Offenlegung sämtlicher Kontoverbindungen Velajs in Österreich.
Bisher hüllt sich das österreichische Außenministerium bisher in Schweigen. In der politischen Sphäre, insbesondere in Albanien, mehren sich indes die Rufe nach einem sofortigen diplomatischen Rückruf Velajs.
„Toyota Yaris“-Skandal
Der Vorwurf: Korruption, Amtsmissbrauch und Verstrickung in die berüchtigte „Toyota-Yaris“-Affäre, bei der Millionenbeträge illegal in Fahrzeuge verladen wurden.
Besonders schwer wiegt dabei Velajs mutmaßliche Unterstützung für seine Schwägerin, die von der albanischen Antikorruptionsbehörde SPAK wegen Geldwäsche international gesucht wird. Seine Schwägerin, Erjona Daupaj, war früher Beamtin im albanischen Büro zur Bekämpfung organisierter Kriminalität. Ihr Aktueller Aufenthaltsort ist zur Zeit unbekannt. Mehrere Quellen berichten, sie sei zeitweise in der albanischen Botschaft in Wien untergebracht worden. Sollte dies der Fall sein, wäre es eine außenpolitischer Eklat der Sonderklasse.
Fragwürdige akademische Karriere
Velaj war ursprünglich Elektriker. In seiner offiziellen Biografie gibt Velaj an, „Art and Cultural Management“ an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert zu haben. Doch nun wirft das albanische Medium Pamfleti.net neue Fragen auf. Im Fokus steht die mittlerweile geschlossene Universität „Kristal“ in Tirana und ein möglicher Studienabschluss. Der albanische Rechnungshof brandmarkte sie 2014 als „Diplomfabrik„, kurz darauf wurde sie geschlossen. Der österreichische Plagiatsforscher Dr. Stefan Weber untersucht derzeit die Bachelorarbeit von Fate Velaj auf mögliche Unregelmäßigkeiten.
Sozialhilfe vs. Parlamentariergehalt
Velaj soll laut internen Unterlagen zeitweise in Österreich Sozialleistungen bezogen haben und zwar parallel zu seinem Abgeordnetengehalt im albanischen Parlament. Noch brisanter: In einer offiziellen Vermögenserklärung gab Velaj ein Gesamtvermögen von 1,8 Millionen Euro an. Die Herkunft dieses Vermögens ist ungeklärt.
Fazit: Zeit für politische Konsequenzen
Der Fall Fate Velaj wirft inzwischen mehr Fragen auf, als das Außenministerium beantworten kann. Spätestens jetzt stellt sich die zentrale Frage: Wann greift Außenministerin Meinl-Reisinger ein?
Denn eines ist klar: Die Causa Velaj sprengt den Rahmen und übertrifft den Sadomaso-Skandal um Längen. Die albanische Botschaft in Österreich, aber auch der albanische Botschafter ließen die FoB-Presseanfrage bis heute unbeantwortet.
Fragen an Botschafter Velaj
Da Velaj sich offenbar auf seine diplomatische und politische Immunität beruft, veröffentlichen wir im Sinne der Transparenz die an ihn gerichteten Fragen:
- Stimmt es, dass gegen Sie und Mitglieder Ihrer Familie Ermittlungen der albanischen Anti-Korruptionsbehörde SPAK laufen?
- Bestehen bei Ihnen oder Ihren Familienmitgliedern Bankkonten oder Vermögenswerte, die derzeit von SPAK oder internationalen Ermittlern überprüft werden?
- Können Sie offizielle Nachweise oder Abschlussurkunden zu Ihren angegebenen Studien in Albanien und Österreich vorlegen?
- Trifft es zu, dass Sie während Ihrer österreichischen Staatsbürgerschaft Abgeordneter im albanischen Parlament waren, ohne die zuständige Behörde MA53 darüber zu informieren?
- Es heißt, dass Sie selbst im BMEIA zur Beschleunigung Ihrer Akkreditierung als Botschafter interveniert haben. Wie rechtfertigen Sie dieses Vorgehen?
- Wie erklären Sie die Tatsache, dass Sie laut Recherchen ein Vermögen von über 1,8 Millionen Euro deklariert haben, aber gleichzeitig staatliche Sozialhilfe bezogen?
- Wie reagieren Sie auf die Anschuldigungen, dass Ihre Schwägerin, die per Haftbefehl von der SPAK gesucht wird, in der albanischen Botschaft in Wien Zuflucht erhalten haben soll?
- Welche offiziellen Leistungen oder diplomatischen Erfolge können Sie bislang in Ihrer Funktion als Botschafter vorweisen?
- In sozialen Netzwerken und politischen Kreisen in Albanien und Österreich wird diskutiert, ob Premierminister Edi Rama Ihre Absetzung nach den Wahlen am 11. Mai vorbereitet. Was sagen Sie dazu?
- Mehrere österreichische und albanische Politiker distanzieren sich von Ihrer Person. Haben Sie ein persönliches Rücktrittsszenario?
- Berichte legen nahe, dass die Botschaft unter Ihrer Leitung über längere Zeiträume nicht erreichbar war. Trifft das zu?
- Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass Ihr Fall den bilateralen Beziehungen zwischen Albanien und Österreich erheblich geschadet hat?
- Wird es eine interne oder öffentliche Überprüfung Ihrer diplomatischen Immunität geben, wie es Teile der Opposition in Albanien fordern?
- Wie reagieren Sie auf die Information, dass Ihre Rolle demnächst erneut Gegenstand einer parlamentarischen Anfrage in Österreich sein wird?
- Mehrere Quellen behaupten gegenüber der Redaktion, Sie hätten die Veröffentlichungen von Fass ohne Boden als Teil einer Oppositionskampagne gegen Premierminister Rama bezeichnet. Wer hat Ihnen diese Information übermittelt, und worauf stützt sich Ihre Aussage?
- Haben Sie persönlich ein Gespräch mit Frau Bundesministerin Beate Meinl-Reisinger geführt, oder mit Vertretern des Außenministeriums, um in Ihre Causa zu besprechen?
Quellen:
Fate Velaj auf fob.at
exxtra24.at
bild.de
pamfleti.net
dosja.al
reporter.al
Koha.net
prapaskena.com