Eine Frau geht einkaufen, ein Jahr später flattert die Strafe ins Haus. Was absurd klingt, ist in Baden Realität. Wie die krone.at berichtet, reicht beim Diskonter Tedi schon ein Hauch von Unpünktlichkeit und der Parkautomat schlägt erbarmungslos zu.
Für sechs Minuten: 75 Euro Strafe
Keine Rücksicht, keine Nachsicht. Was nach einem Witz klingt, ist die neue Normalität auf einem privaten Parkplatz in Baden. Eine Frau, die im April 2024 beim Billigriesen Tedi einkaufte, hatte es gewagt, um sechs Minuten länger zu parken als erlaubt. Ein Jahr später kam die Quittung. Keine Erinnerung, kein Hinweis, keine Mahnung, sondern direkt eine Strafe.
Eiskalte Parkraumüberwachung
Die Parküberwachung läuft automatisch. Kameras erfassen jedes Kennzeichen beim Einfahren, die Uhr tickt gnadenlos. Wer die magische 60-Minuten-Grenze überschreitet, verliert, selbst wenn der Einkauf begründet war, wie im Fall der Betroffenen. Sie bezog gerade eine neue Wohnung und hatte entsprechend viel zu kaufen. Doch das interessierte niemanden. Die 75 Euro waren fällig. Bezahlt wurde pünktlich, obwohl sie den Zahlungsvorgang nachweislich noch vor Verlassen des Parkplatzes abgeschlossen hatte.
Tedi selbst verweist kühl auf die beauftragte Überwachungsfirma. Diese wiederum sei für die Sanktionierung zuständig, ein Storno ausgeschlossen. Eine Entscheidung wie aus dem Maschinenraum der Bürokratie.
ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer bestätigt: Die Praxis ist rechtlich gedeckt. Vertragsstrafen verjähren erst nach drei Jahren. Aber auch er kritisiert: Wer Kontrolle über die Kulanz hat, entscheidet faktisch über Gnade oder Strafe und das sei in diesem Fall eben „der Bock als Gärtner“.
Der Vorfall ist kein Einzelfall, sondern ein Symptom. Kontrolle frisst gesunden Menschenverstand. Wer heute einkaufen geht, sollte lieber die Stoppuhr mitnehmen. Denn wer sich auf Fairness verlässt, zahlt am Ende drauf.