Die sozialen Auswirkungen der Krise wie empfundener Freiheitsverlust, Angst um Freunde oder Angehörige oder Sorge um den Arbeitsplatz sind unumstritten. Dies konnte bereits im ersten Lockdown wissenschaftlich belegt werden. Eine neue Studie der Universität Oxford, die kürzlich in “The Lancet Psychiatry” veröffentlicht wurde, sorgt nun für Gesprächsstoff. Laut Publikation lässt sich ein Zusammenhang zwischen einer Erkrankung und darauf folgenden neurologischen, psychologischen oder psychiatrischen Problemen vermuten. Immerhin ein Drittel der knapp 240.000 untersuchten Patienten in der Studie zeigte in den ersten sechs Monaten nach einer Infektion eine einschlägige Symptomatik. Physiologischen Erkrankungen wie etwa Schlaganfälle, Angststörungen und Depressionen waren die Folge.
Als eine der größten psychosozialen Versorgungseinrichtungen in Wien mit einer psychologischen und zwei psychotherapeutischen Ambulanzen zeigt sich die Sigmund Freud Privatuniversität besorgt über diese Befunde. Dazu meint Professor Alfred Pritz, Rektor der SFU:
Auch wenn die Zusammenhänge zwischen Erkrankung und psychischen Folgeerscheinungen noch nicht restlos geklärt wurden, sind das besorgniserregende Befunde, die wir auch in Österreich im Auge behalten müssen. Studienergebnisse aus unserem eigenen Haus belegen bereits die massiven psychischen Belastungen durch die Pandemiesituation im Allgemeinen. Sollte sich der Verdacht erhärten, dass zusätzlich dazu die Erkrankung selbst auch psychisch relevante Langzeitfolgen haben kann, so könnte das die psychosoziale Versorgung in Zukunft noch stärker belasten. Klar ist auch, dass diese Entwicklung das Berufsbild der Psychotherapeutin und des Psychotherapeuten sowie eben die Nachfrage im niedergelassenen und ambulanten Bereich in den kommenden Jahren massiv beeinflussen wird.