Österreichs Abhängigkeit von russischem Gas ist Ende 2022 wieder gestiegen. Im Dezember kamen geschätzte 71 Prozent der Gasimporte aus Russland, wie aus dem Energie-Dashboard der zuständigen Klimaministeriums hervorgeht. Von Mai bis Oktober 2022 war die Abhängigkeit schrittweise von über 70 auf knapp 20 Prozent gesunken, und danach im November auf rund 40 Prozent gestiegen.
Gasabhängigkeit der Industrie
Der Grund für den Anstieg im November und Dezember sind geringere Importe aus Deutschland und Italien bei gleichzeitig relativ konstanten Gasflüssen aus Russland. Die Gazprom hatte der OMV die Gasliefermengen, die in Baumgarten in Niederösterreich ankommen über den Sommer stark gedrosselt, zuletzt aber wieder mehr geliefert.
Gazprom erfüllt Verträge
OMV-Chef Alfred Stern sagte vergangene Woche, dass Gazprom momentan wieder 100 Prozent der bestellten Mengen nach Österreich liefere. Im Sommer waren es teilweise nur 30 Prozent oder noch weniger. Nach Deutschland liefert der russische Staatskonzern gar kein Gas mehr.
"MISSION 11" gescheitert
Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) rief erst diese Woche nochmals zum Energiesparen auf. „Wir sind noch nicht über den Berg“, so Gewessler. „Je mehr Gas wir sparen, desto voller bleiben die Speicher für den nächsten Winter.“ Am Dienstag waren Österreichs Gasspeicher noch zu 74,9 Prozent gefüllt. Das ist ein sehr hoher Wert für Anfang Februar, nach den Wintermonaten Dezember und Jänner. Regierung setzt auf die sogenannte „Mission 11“. Die großangelegte Stromsparkampagne dürfte nicht greifen.
Kritik von NEOS
Die NEOS-Bildungsakademie, das Neos Lab, beobachtet die Gas-Importe aus Russland seit dem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar 2022. Demnach ist Österreichs Abhängigkeit gegen den Trend in Europa gestiegen. Insgesamt habe Europa noch nie so wenig russisches Gas bezogen wie in den vergangenen Wochen. Österreich werde immer mehr zu einem Sonderfall innerhalb der EU, so NEOS-Direktor Lukas Sustala. Ein Grund dafür sei, dass die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien in Österreich stagniere. Ein anderer sei, dass Österreich seinen Gasverbrauch weniger stark gesenkt habe als die meisten anderen EU-Länder.
Die Neos rechneten anhand von Außenhandelsstatistiken aus, wie viel Geld Österreich für Gas nach Russland überwiesen hat. Von Jänner bis November 2022 waren es laut NEOS rund 6,7 Milliarden Euro. Das ist mehr als das Dreifache als in den Jahren vor dem Krieg. „Mit jeder Milliarde für russisches Erdgas stützt Österreich die russische Kriegswirtschaft und verschärft zudem das Problem von Kaufkraftverlusten für die österreichische Wirtschaft“, so Sustala.
Quelle: APA