Werner Kogler wird am Samstag beim Bundeskongress der Grünen in Wien zum Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl gewählt. Viele fragen sich, ob dies auch seine Abschiedsvorstellung sein wird.
Kogler steht für Beharrlichkeit und politischen Langmut. Seit 1999 ist er im Nationalrat, nachdem er zuvor die Alternative Liste Graz mitgründete. Lange Zeit war er ein parlamentarischer Schwerstarbeiter ohne Ambitionen auf die erste Reihe. Doch 2017 änderte sich alles. Die Grünen flogen aus dem Parlament und Kogler übernahm das Ruder.
Binnen zwei Jahren führte er die Partei zurück ins Parlament und erstmals in eine Bundesregierung. Seine Verdienste sichern ihm die Wiederwahl und Ovationen am Bundeskongress. Dennoch wird der größte Applaus wohl nicht ihm gelten.
Hinter Kogler wird Leonore Gewessler, 2019 von Global 2000 gekommen, auf Listenplatz zwei kandidieren. Die Klimaschutzministerin, die das umstrittene EU-Renaturierungsgesetz unterstützte, wird voraussichtlich der Star des Kongresses sein. Ihre mutigen Entscheidungen haben ihr Feinde in der ÖVP eingebracht, die sie kürzlich wegen Amtsmissbrauchs anzeigte.
Gewessler, seit 2022 Vizeparteichefin, gilt als mögliche Nachfolgerin Koglers. Konkrete Ankündigungen diesbezüglich sind am Samstag jedoch nicht zu erwarten. Kogler zitiert gerne Clint Eastwood: „Wir reiten in die Stadt. Der Rest ergibt sich.“
Die Umfragen zeigen stabile, aber unspektakuläre Werte für die Grünen. Eine erneute Regierungsbeteiligung erscheint unwahrscheinlich, vor allem nach Gewesslers Alleingang gegen die ÖVP. Die Sympathiewerte sind derartig im Keller, dass die Grünen nur mehr zwei Prozentpunkte vor der Bierpartei liegt.
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