Mit der Razzia beim Maskenproduzenten „Hygiene Austria“ wurde öffentlich, dass es Verbindungen bis ins Bundeskanzleramt gibt. Konkret zur Büroleiterin von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Lisa Wieser. Der Schwager der Büroleiterin, Timo Wieser, ist Geschäftsführer der „Hygiene Austria“.
Das Unternehmen versucht nun mit Hilfe einer „Transparenzoffensive“ den PR-Kollateralschaden zu reduzieren. Im Wortlaut: „Wir bedauern zutiefst die aktuelle Situation und die entstandenen Unannehmlichkeiten.“
„Zufälle“ bei der Gründung
Das Unternehmen wurde im März 2020, kurz vor Verkündung des ersten „Lockdown“, gegründet. Nach der Razzia sieht sich der Maskenproduzent nicht nur mit Betrugsvorwurf (Umetikettieren von China-Produkten auf „Made in Austria“), sondern auch mit Verdachtsmomenten wie Schwarzarbeit bei Leihfirmen, die das Unternehmen beschäftigte, konfrontiert. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bundeskanzler Sebastian Kurz war von der Gründung der Firma derart angetan, dass er sich bei der „entfernten Verwandtschaft“ sogar via Videobotschaft „im Namen der Bundesregierung für die verantwortungsvolle Haltung“ bedankte. Aber auch auch Twitter hat sich der Kanzler für das Unternehmen stark gemacht:
Deutschland und der Nährboden für FFP-2 Masken
Was in Österreich möglich ist, soll auch für Deutschland gelten. Zuerst geriet der CSU-Abgeordnete Alfred Sauter wegen der Maskenaffäre unter Korruptionsverdacht. Kurze Zeit später platzte eine mediale Bombe. Der Spiegel „enthüllte“, dass der „Arbeitgeber von Spahns Ehemanns Masken an das Gesundheitsministerium“ verkaufte. So weit die eine Sicht.
Die andere Sicht von der FAZ stellt sich wie folgt dar: „Im April 2020 habe man, als die Bundesregierung dringend nach Maskenherstellern suchte, „angeboten, bei der Maskenbeschaffung zu helfen“. Dank einer kleinen Beteiligung an einem Plattformunternehmen in Singapur habe man sich einschalten wollen, die Bezahlung der Masken zuerst selbst übernommen und dann dem Gesundheitsministerium berechnet. Die Masken seien zum Stückpreis von 1,736 Dollar geliefert worden. Der Gesamtpreis habe bei 989.520 Dollar gelegen. Daniel Funke sei „zu keinem Zeitpunkt“ informiert oder involviert gewesen, Provisionen seien nicht an Mitarbeiter von Burda gezahlt worden. Es habe sich um ein „reines Hilfsangebot“ gehandelt, nicht um ein Geschäft.“
In Summe bleibt ein fahler Beigeschmack. Interpretationsmöglichkeiten lassen viele Gedankenexperimente zu. Bis dato gab es keine sogenannte „Smoking gun“. Eindeutige Dokumente, die Absprachen mit Politikern hätten belegen können, sind bis dato nicht aufgetaucht. Selbst der Insiderinformant der „Hygiene Austria“ konnte nur Details rund um die Produktion der Masken „Made in Austria“ liefern.
Siehe auch Ex-Mitarbeiter von Hygiene Austria packt aus und VKI klagt Hygiene Austria.
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