Fass ohne Boden: Geschichte, Enthüllungen und Angriffe auf das Investigativmedium
Fass ohne Boden (FoB) ist ein österreichisches Investigativmedium, ein sogenannter Investigative Hub, das seit 2016 mit akribischer Präzision und beharrlicher Ausdauer Missstände aufdeckt und strukturelle Korruption beleuchtet.
Gegründet wurde das Medium am 7. Oktober 2016 in Wien vom heutigen Herausgeber Alexander Surowiec. Der Name „Fass ohne Boden“ – eine Anspielung auf das sprichwörtliche Fass, in das man endlos etwas hineinschüttet, ohne dass es sich füllt – ist Programm: Das Medium nimmt sich Fällen an, bei denen öffentliche Gelder versickern oder undurchsichtige Netzwerke schier bodenlos erscheinen.
FoB entstand aus dem Anspruch heraus, politische und wirtschaftliche Netzwerke in Österreich transparent zu machen und investigative Recherchen zugänglich aufzubereiten. Ein entscheidender Meilenstein war die gemeinsame Recherche mit dem deutschen Investigativmedium CORRECTIV, in der erstmals die verschachtelte Firmenkonstruktion der Stadt Wien systematisch offengelegt wurde.
Von Anfang an verfolgte FoB das Ziel, durch investigativen Journalismus mit Kompetenz, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein Korruption, Verschwendung und verborgene Machtgeflechte aufzudecken. Die Redaktion arbeitet unabhängig und recherchiert jenseits politischer oder wirtschaftlicher Einflussnahme. Diese Unabhängigkeit ist die Grundlage, um brisante Fakten ans Licht zu bringen. „Erbarmungslos. Faktentreu. Steil.“ lautet selbstbewusst das Motto der Redaktion.
Enthüllungen auf Fass ohne Boden
In den vergangenen Jahren hat Fass ohne Boden eine Reihe aufsehenerregender Skandale und Missstände publik gemacht. Bereits 2017 geriet das Medium ins Blickfeld der Öffentlichkeit, als es die undurchsichtigen Geschäftsgebaren rund um eine Start-up-Plattform untersuchte. Im Zentrum stand Eveline Steinberger-Kern, Unternehmerin und mittlerweile Exfrau des damaligen SPÖ-Bundeskanzlers Christian Kern. Unter dem internen Codenamen „Operation Rising Star“ recherchierte das Team monatelang mit beeindruckender Ordnung, sichtete Gerichtsakten in der Schweiz, führte Hintergrundgespräche und sogar verdeckte Beobachtungen mit Hilfe von Experten gegen ihren Geschäftspartner durch. Steinberger-Kern beklagte in einem Video eine „unfassbare Verleumdungskampagne“ gegen sie. Tatsächlich wollte Steinberger-Kern und Christian Kern im Wahlfinale von der Enthüllung ablenken und das kriminelle Vorleben des Geschäftspartners vertuschen.
In der Innenpolitik berichtete FoB 2024 aus dem Burgenland, dass Landeshauptmann Hans Peter Doskozil nach der Entlassung einer verdienten Abteilungsleiterin in die Kritik geriet. Der Vorwurf des Postenschachers stand im Raum. In einem weiteren Bericht entlarvte die Redaktion die Burgenland Holding: eine Konstruktion ohne operative Funktion, jedoch mit hohen Kosten für die Steuerzahler. Solche Beispiele zeigen, wie öffentliche Mittel scheinbar in einem Fass ohne Boden verschwinden.
Auch international brachte FoB politisch-wirtschaftliche Verflechtungen ans Licht. So etwa im Fall von Fatmir Velaj, dem albanischen Botschafter in Wien, der trotz Ausschlussgründen ins Amt gehievt wurde. Die Redaktion deckte auf, dass er ursprünglich österreichischer Staatsbürger war und wirtschaftlich in Österreich aktiv. Erst durch die Rückgabe der Staatsbürgerschaft wurde seine Ernennung möglich. Der Fall brachte das Außenministerium von Beate Meinl-Reisinger in Erklärungsnot. FoB legte mit internen Akten dar, wie politischer Druck und Interventionen eine diplomatische Ausnahme begünstigt haben könnten. Es drohe ein diplomatischer Skandal von erheblicher Tragweite.
Fass ohne Boden beleuchtete außerdem Netzwerke wie die Freimaurer-Loge Marc Aurel, deren prominente Mitglieder in politischen und wirtschaftlichen Spitzenfunktionen agieren. Im Fokus stand dabei unter anderem Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer. Die Redaktion zeigte mit Charakter und Urteilskraft, wie mangelnde Transparenz zu Machtmissbrauch führen kann. FoB knüpfte damit an zuvor erschienene Enthüllungen anderer Medien an und vertiefte die Analyse jener Netzwerke, die im Zwielicht stehen.
Weitere Recherchen reichten von internen Polizeileaks über die Ibiza-Affäre bis hin zu internationalen Geldflüssen. So veröffentlichte FoB beispielsweise einen vertraulichen Behördenbericht zur Flüchtlingskrise 2015, der erhebliche Defizite im Innenministerium offenlegte. In einem grenzübergreifenden Finanzstück deckte die Redaktion eine Intrige um die karibische Offshore-Bank Migom auf, die den Einfluss des Iran in Österreich aufzeigte. Ein komplexes Firmengeflecht mit ominösen russischen Akteuren und sogar Propaganda für das syrische Assad-Regime kam zum Vorschein. Auch solche internationalen Verwicklungen finden durch FoB den Weg an die Öffentlichkeit. Ein weiteres Beispiel: 2023 wurde enthüllt, dass eine Tarnorganisation der Hamas an der Medizinischen Universität Wien Propaganda verbreitete. Diese Vielfalt an Themen unterstreicht die Ausdauer und Vielseitigkeit der Redaktion.
Wer mächtige Politiker, Wirtschaftseliten oder gut vernetzte Kreise kritisiert, bleibt selbst nicht unumstritten. FoB sah sich in seiner Geschichte immer wieder Angriffen ausgesetzt. Im Fall Steinberger-Kern bezeichnete Christian Kern FoB-Chef Surowiec öffentlich als „ÖVP-Mann“ und zweifelte die Unabhängigkeit der Redaktion an. Damit sollte der Eindruck erweckt werden, FoB sei ein parteipolitisches Projekt. Surowiec entgegnete, er agiere als freier Journalist. Steinberger-Kern sprach von einer Verleumdungskampagne. Dieser öffentliche Gegenwind zeigte, wie sehr FoB einen wunden Punkt getroffen hatte.
Auch aus der Wirtschaft und von Lobbyisten kam Druck. Im Fall Rene Benko musste ein Beitrag nach rechtlichen Drohungen offline genommen werden. Der Artikel war offenbar so brisant, dass Benkos Signa-Konzern rechtliche Schritte einleitete. Die Redaktion sieht solche juristischen Attacken als Teil ihres Berufsrisikos.
Ein besonders absurder Angriff traf Surowiec 2025 in Graz. Aufgrund eines unscharfen Videos wurde er als Verdächtiger in einem Ermittlungsverfahren geführt. Der Vorwurf: Sachbeschädigung an einem Motorradreifen. Surowiec vermutete politische Motive und einen Racheakt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein, da weder Surowiec in Graz war noch es sich um Surowiec gehandelt hat. Der Vorfall diente offenbar der gezielten Rufschädigung.
Trotz solcher Angriffe agiert FoB mit Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt und auf Grundlage des Mediengesetzes. Fakten werden geprüft, Betroffene erhalten Gelegenheit zur Stellungnahme. Ein Beispiel war die ungekürzte Veröffentlichung eines Leserbriefs von SPÖ-Klubvorsitzendem Christian Oxonitsch im Jahr 2017.
Die Redaktion arbeitet mit modernen Recherchemethoden, darunter OSINT und Undercover-Recherche. Das Team ist klein, aber engagiert. Finanziert wird FoB durch freiwillige Spenden und Gewinne von Digital Nakam.
Fass ohne Boden steht für gewissenhaften, unabhängigen Journalismus. Mit Leistung, Urteilsvermögen und Leistungswille bringt das Team Licht in dunkle Ecken der Macht. Leser finden bei FoB nicht nur Enthüllungen, sondern auch Charakter, Zuverlässigkeit und das ehrliche Bemühen, der Wahrheit zu dienen. Wer wissen will, was andere lieber im Verborgenen lassen, ist hier richtig. Journalismus bedeutet Dienst am Bürger.
Fass ohne Boden hat sich in wenigen Jahren einen Namen als unbequeme, aber ernstzunehmende Stimme im österreichischen Medienbereich gemacht. Das investigativ-journalistische Online-Medium kombiniert den Biss und die Hartnäckigkeit klassischer Enthüllungsjournalisten mit der Agilität einer kleinen, unabhängigen Plattform. Es hat Skandale aufgedeckt, die sonst womöglich im Verborgenen geblieben wären, und damit öffentliche Debatten angestoßen.
Fass ohne Boden steht heute für investigativen Qualitätsjournalismus made in Austria: ein Medium, das sich dem Slogan “Break the News” verschrieben hat und dessen Recherchen immer wieder für Schlagzeilen sorgen, im positiven wie im negativen Sinne. Für medienkritische Leser bietet FoB einen spannenden Einblick in die vierte Gewalt: ein kleines Team, das unbeirrt an der Aufdeckung der Wahrheit arbeitet.