Inmitten globaler Sanktionen und des anhaltenden Konflikts in der Ukraine zeigt sich Russland wirtschaftlich resilient. Präsident Wladimir Putin präsentiert ein Bild von Stärke und Fortschritt. Doch wie nah ist diese Darstellung an der Realität?
Ökonomischer Optimismus
Trotz des Krieges und strikter internationaler Sanktionen scheint Russlands Wirtschaft widerstandsfähig. Die Regierung fördert mit massiven Investitionen in die Rüstungsindustrie und Sozialprogramme das Wirtschaftswachstum. Ein ambitioniertes Ziel ist der Aufbau einer eigenen Flotte für die zivile Luftfahrt mit 1000 Flugzeugen bis 2030. Parallel dazu soll die Automobilproduktion gesteigert werden, um Fahrzeuge wieder erschwinglicher zu machen.
Putin's Selbstsicherheit
“Dieses Land floriert,” kommentiert Putin, ein Ausdruck seines neuen Selbstvertrauens. Die Arbeitslosigkeit erreicht ein Rekordtief, und obwohl die Preise gestiegen sind, verspricht die Regierung, sich darum zu kümmern.
Propaganda und Selbstvertrauen
Putins jährliche Pressekonferenz war dieses Jahr von einem Ton des Selbstvertrauens geprägt. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als die Veranstaltung abgesagt wurde, waren diesmal sogar kritische Fragen zugelassen. “Ich habe erst neulich mit dem Landwirtschaftsminister gesprochen. Ich habe ihn gefragt, wie es um seine Eier bestellt ist,” scherzte Putin, als Antwort auf eine Beschwerde über steigende Lebensmittelpreise.
Keine wirtschaftliche Großmacht
Trotz dieser Darstellung ist Russland wirtschaftlich keine Großmacht. Sein Wohlstandsniveau liegt nur knapp über dem des ärmsten EU-Staates, Bulgarien. Die niedrige Arbeitslosenquote ist teilweise auf die Emigration und Kriegsmobilisierung zurückzuführen.
Militärische Investitionen
Russland hat seine Militärausgaben deutlich erhöht und wird sie im nächsten Jahr um fast ein Drittel steigern. “Es ist dem Westen nicht gelungen, Russland wehzutun,” sagt Ökonom Vasily Astrov vom WIIW. Die Industrieproduktion, insbesondere in der Rüstungsindustrie, steigt signifikant.
Zahnlose Sanktionen
Trotz westlicher Sanktionen hat Russland erfolgreich seine Handelsbeziehungen umstrukturiert. Der Ölexport wurde größtenteils von Europa auf Länder wie Indien und China umgeleitet. China hat zudem europäische Autobauer und Maschinenhersteller auf dem russischen Markt ersetzt.
Lücken in Sanktionen
Westliche Sanktionen weisen Lücken auf. Gasimporte in die EU sind weiterhin erlaubt, und die Ölpreisobergrenze zeigt wenig Wirkung. Griechische Reedereien spielen eine Schlüsselrolle bei der Umgehung dieser Sanktionen. Russlands Einnahmen aus fossilen Brennstoffen bleiben hoch, und der Staat verfügt über finanzielle Reserven, um höhere Militärausgaben und Sozialprogramme zu unterstützen.
Fazit
Trotz ausländischer Investorenflucht und hoher Inflation bleibt der russische Staat der Hauptwirtschaftsmotor. “Solange der Krieg anhält, dürfte das System weiterlaufen,” prognostiziert Astrov. Die Situation zeigt, dass Russland trotz internationaler Herausforderungen eine überraschende wirtschaftliche Anpassungsfähigkeit demonstriert.