Von der Volksschule bis zum Gymnasium soll das Bildungssystem in Wien evaluiert werden. Dies kündigt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einem Interview mit dem STANDARD an. Der Vorschlag solle auch ins Programm der Bundespartei einfließen. Kritiker sehen lediglich eine Ankündigung und Ablenkung von der gescheiterten Migrationspolitik.
Wien evaluiert Schulsystem
Die Wiener SPÖ schlägt vor, Leistungen systematischer und fächerübergreifend zu bewerten. Ludwig betont, dass komplexe Aufgabenstellungen einen größeren Einblick in die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Schüler bieten als traditionelle Schulnoten. Diese Änderungen sollten auch den Universitätsanforderungen entsprechen und eine angemessene Hochschulvorbereitung bieten.
„Weder Fisch noch Fleisch“
Trotz der möglichen Abschaffung der Matura will Ludwig weiterhin Prüfungen beibehalten, da sie Leistung messen und Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Er betont die Wichtigkeit, das Gesamtwissen der Schüler zu berücksichtigen, anstatt sich auf einzelne Fächer zu konzentrieren. Für Volksschulen schlägt er eine verstärkte verbale Bewertung vor, während in weiterführenden Schulen die Abschaffung von Noten evaluiert werden soll.
Kapitulation vor Migration?
Der Wiener Bürgermeister, so der Vorwand, möchte Begabungen fördern und Defizite nicht überbewerten. Die Idee beinhaltet eine stärkere Fokussierung auf die individuelle Leistungsentwicklung der Schüler. Die Bundes-SPÖ scheint allerdings nicht vollständig mit dem Vorhaben übereinzustimmen. Kritiker sehen andere Gründe für Ludwigs Vorstoß.
Hälfte der Wiener hat Migrationshintergrund
Der Integrationsbericht zum Thema Integration in Österreich legt jährlich die Bevölkerungsstruktur von Wien offen. Beispielsweise lebten im Jahr 2021 in Österreich insgesamt 2,24 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Davon wurden etwa 1,64 Millionen Personen im Ausland geboren und haben zwei im Ausland geborene Eltern. Personen mit Migrationshintergrund bildeten 25,4 Prozent der Gesamtbevölkerung in Österreich, was einem Viertel entspricht. In Wien hat fast die Hälfte der Bewohner einen Migrationshintergrund.
Kritik von ÖVP und FPÖ
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) betont die Wichtigkeit der Matura und der Schulnoten und bezeichnet die Ideen als „Hirngespinste linker SPÖ-Träumer“. Die FPÖ warnt vor den „Wahnsinnigkeiten“ der SPÖ und hält an der Notwendigkeit von Schulnoten und einer Reform der Matura fest, um ihren Wert und ihre Qualität zu erhöhen.