SWV Weihnachtsbrunch am Sonntag
Am gestrigen Sonntag versammelte sich das „Who is Who“ des SWV Wien im Lokal „Orient & Occident“ (Keskin OG) von Akan Keskin. Der Gastronom dürfte so manchem Leser bekannt sein, da er erst vor wenigen Tagen im Profil mit der Story „Wiener Christkindlmarkt: Hinter Millionengeschäft steht ein verschwiegener Verein.“ (Profil.at) für Schlagzeilen gesorgt hat. Dass die politische Veranstaltung am Sonntag abgehalten wurde, dürfte als ein politisches Signal für die Liberalisierung der Öffnungszeiten am Sonntag zu verstehen sein. Von einem Kurswechsel könnte man ebenfalls sprechen, wenn man sich die Standpunkte zur Sonntagsöffnungsfrage des SWV Wien näher ansieht.
Sonntagsöffnung als politisches Tabu?
So erläuterte Kommerzialrat Keskin im Sommer 2014 (APA OTS), „[…] dass der überwiegende Großteil der befragten Händlerinnen und Händler klar gegen die Sonntagsöffnung ist“. Fragwürdig daher, warum dieser am Sonntag selbst sein Lokal öffnet, wenn die unmittelbaren Händler am Naschmarkt nicht aufsperren dürfen. Aber auch Fritz (Friedrich) Strobl, Obmann des SWV Wien, war noch im letzten Jahr entschieden gegen eine Öffnung am Sonntag: „Keine Unternehmerin und kein Unternehmer möchte und kann sieben Tage die Woche in seinem Geschäft stehen. […] Es braucht einen Tag, an dem Zeit für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten da ist.“ (APA OTS).
Stellt sich daher erneut die Frage, warum ein „Miteinander“ in einem Lokal, dass eigentlich am Sonntag geschlossen hat, für die politische Weihnachtsfeier ausgesucht wurde. So ist der Einladung zu entnehmen, dass man abseits „aller Sitzungen“ bei „einem feinem Essen, Keksen und Punsch“ einkehren möchte, um sich für das „Engagement in diesem zu Jahr zu bedanken.“
SWV Obmann Strobl, der seit 1996 Wiener Landtagsabgeordneter & Gemeinderat (SPÖ Wien) und das Amt des Vizepräsidenten bei der Wiener Wirtschaftskammer bekleidet, war aufgrund einer gesundheitlichen Erkrankung dem Weihnachtsbrunch ferngeblieben. Die Wiener SPÖ-Landtagsabgeordnete und SWV Wien Geschäftsführerin, Katharina Schinner, war zwar laut der Presseabteilung an einem Gespräch mit Fass ohne Boden interessiert, zu einem Rückruf ist es aber nicht gekommen. Der SWV Pressesprecher betonte, dass es sich um eine „Privatfeier“ gehandelt hat. Auf die Frage, ob es sich um eine „politische Privatfeier“ gehandelt hat, konnte von der SWV Presseabteilung keine Auskunft gegeben werden.
Sonntagsmarkt – Nicht am Grund der Kirche
„Sonntag wäre der ideale Tage für einen Markt.“
Laut einem Gastronomen am Naschmarkt würden sehr viele Wirte und Standbetreiber am Sonntag offen haben: „Sonntag wäre der ideale Tag für einen Markt.“ Der Gastronom erörtert, dass vor allem die Händler am Naschmarkt einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem kommerziellen Handel hätten. Dies geht aber nicht: „Der Boden, sprich der Grund, gehört der Kirche. Und die sagen, man darf am Sonntag nicht arbeiten.“
Daher dürfen die Gastronomen und Händler ausnahmslos am Sonntag und an Feiertagen nicht aufsperren. Lediglich mit einer Sondergenehmigung könne man am Sonntag sein Lokal aufsperren, beispielsweise für eine Geburtstagsfeier. „Für eine andere Feier bräuchte man ein politisches Netzwerk.“ so der Gastronom abschließend.
Und genau hier setzt das Motto von Akan Keskin: „Akan ist für alle da“.
MA 59 – Hüter der Öffnungszeiten mit Ausnahmen
Die Öffnungszeiten am Wiener Naschmarkt sind streng reglementiert. So darf der Handel von Montag bis Freitag, 6 bis 19.30 Uhr und am Samstag von 6 bis 18 Uhr offen haben. Für die Gastronomie gilt eine Öffnungszeit von Montag bis Samstag von 6 bis 23 Uhr. Am Sonntag ist der Markt aber geschlossen.
Auf die Frage, ob am Sonntag öfters Lokale offen haben, heißt es aus dem Magistratsamt 59 (MA 59), dass „dies selten vorkommt, aber da gibt’s ka Vorschrift. Die Marktaufsicht, sprich mein Kollege, muss dies schon wissen, dann ist das schon ok.“ Eine derartige Zustimmung müsse lediglich mündlich bekannt sein.
Eine gesetzliche Regelung für die Anzahl an Ausnahmefeiern pro Jahr, gibt es ebenfalls nicht. So hält die Referentin der MA 59 fest: „Eine private Feier, ob Geburtsfeier, Namenstagsfeier oder politische Feier, wäre auch egal.“
Selbstverständlich trifft es sich gut, dass Keskin selbst Obmann des Landesgremiums für Markt-, Straßen- und Wanderhandel der Wiener Wirtschaftskammer ist und mit der Magistratsabteilung 59 im engsten Kontakt steht.