Martin Held, österreichisch-russischer Doppelstaatsbürger und IT-Unternehmer, steht im Verdacht, eine zentrale Figur der russischen Informationskriegsführung in Europa zu sein. In einem exklusiven Interview mit campus a in Moskau wehrt er sich gegen Vorwürfe, Influencer bezahlt, RT-Inhalte verbreitet und Russland als Zuwanderungsziel für Europäer beworben zu haben. Held betont seine private Motivation, sieht sich zu Unrecht diffamiert und bezeichnet die Lage zwischen Russland und dem Westen als wechselseitigen hybriden Krieg.
Aktueller Anlass: Martin Held wird in mehreren Berichten von europäischen Medien und Analyseplattformen wie Osavul als „Schlüsselakteur der russischen Propaganda“ beschrieben.
Wer sagt was:
- „Das ist keine Drohung sondern eine Tatsachenfeststellung“, so Held über Putins Warnung vor einem Atomkrieg bei NATO-Beteiligung.
- „Ich bin kein Fädenzieher, ich bin IT-Unternehmer“, erklärt er zu den Vorwürfen.
- „Ich würde gerne zurück nach Österreich, aber mir fehlen Kunden und Konten.“
Hintergrund: Held betrieb in Österreich die Plattform VPN TESTER, siedelte später nach Russland über und gründete dort mehrere IT-Firmen. Kritiker werfen ihm vor, durch Video-Dubbing, VPN-Plattformen und Domains russische Narrative im Westen zu verbreiten.
Im Detail:
- Plattform Willkommen in Russland soll Europäer zur Zuwanderung bewegen
- Videos zeigen subjektive Alltagsszenen in Russland, keine Kriegsbilder
- Alina Lipp, wegen prorussischer Propaganda sanktioniert, soll über Helds Firma bezahlt worden sein
- Held bestreitet sämtliche Zahlungen: „Fälschbare Kontoauszüge, null Grundlage“
- Medien berichten von angeblichen Geldflüssen aus Russland: 45 Mio. Rubel plus monatlich 2 Mio. Rubel ab 2024
- Telegram-Kanal Stimme aus Russland sei ein privates Projekt, ohne Reichweite und Finanzierung
Berechnung: Laut derStandard.at und iStories flossen rund 500.000 Euro über Held-nahe Firmen aus russischen Staatsquellen. Held erklärt, dies sei nicht nachvollziehbar und verweise auf angebliche Fälschungen.
Wie es gemessen wurde: Die Plattform Osavul nutzt KI-basierte Netzwerkanalyse zur Aufdeckung von Desinformationsstrukturen. Ihre Berichte stützen sich auf technische Indikatoren und Verbindungen zwischen Domains, Plattformen und Akteuren.
Wo es auffällt: Helds Aussagen unterscheiden sich stark vom westlichen Systemmedien. Er spricht offen über seine Ablehnung des Kriegs, betont jedoch Verständnis für russische Sichtweisen.
Was als Nächstes kommt: Die Debatte um Informationskriege und ihre zivilen Akteure wird zunehmen. Held dürfte weiter im Fokus von Medien, Plattformen und Behörden stehen, insbesondere, wenn geopolitische Spannungen steigen.
Politische Einordnung: Held bewegt sich in einem Spannungsfeld aus digitaler Technik, geopolitischem Narrativ und persönlichem Image. Die Sanktionierung von Personen wie Lipp zeigt, dass hybride Kriegsführung längst nicht mehr nur Staaten betrifft.
Zitat des Tages: „Atomkrieg ist keine Drohung, sondern eine Tatsachenbehauptung.“ (Martin Held)
Warum das wichtig ist: Das Interview beleuchtet den Graubereich zwischen Meinungsfreiheit, Desinformation und digitalem Einfluss. Es wirft Fragen zur Rolle von Unternehmern in geopolitischen Konflikten auf – und zur Verantwortung von Medien in der Bewertung solcher Akteure.
Quellen:
Interview campus-a.at →
ots.at →
derstandard.at →
Foto: Stephan Krug / campus a